Die unterschiedlichen Landeskirchen

Die Lutherischen Landeskirchen

[BILD]: Martin Luther (bereits vorhanden)

Die lutherischen Kirchen gehören zu den wenigen Konfessionen dieser Welt, die nach ihrem Gründer benannt sind – und das, obwohl Luther selbst dies immer abgelehnt hat. Überhaupt hatten er und seine ersten Mitstreiter gar nicht vor, eine eigene Kirche zu gründen, sondern die bestehende zu reformieren. Es kam anders, nicht zuletzt aufgrund der Unterstützung der Fürsten. Bereits in den Jahren 1526/1527 führten Johann von Sachsen und Philipp von Hessen in ihren Gebieten flächendeckend die ‚neue‘ Lehre sowie eine entsprechende Gottesdienstordnung (in deutscher Sprache) ein. 1530 wurde mit dem Augsburger Bekenntnis noch einmal der Versuch unternommen, die Einheit der Kirche zu retten, doch auch dieser scheiterte. Im Jahre 1555 wurde durch den Augsburger Religionsfrieden schließlich das Prinzip cuius regio, eius religio festgeschrieben, das die landeskirchliche Struktur in Deutschland bis heute geprägt hat (s.o.)

Typisch für die Gottesdienste der lutherischen Kirchen (weltweit) ist ihre Nähe zur katholischen Messe. Im Augsburger Bekenntnis heißt es: „Die Messe ist von den Evangelischen nicht abgeschafft worden, sondern wird mit größerer Andacht als bei den Widersachern gehalten. Die gottesdienstlichen Formen sind nicht merklich geändert worden.“ Auch die Gestaltung des Kirchenraums zeigt eine Kontinuität mit der katholischen Tradition. Was den lutherischen Gottesdienst von der katholischen Messe allerdings stark unterscheidet, ist die Zentralstellung der Predigt, die gegenüber der Feier der Eucharistie enorm aufgewertet wurde.

Innerhalb Deutschlands sind die lutherischen Kirchen in der Vereinigten Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) zusammengeschlossen, die 1948 in Eisenach gegründet wurde. Der VELKD gehören sieben Landeskirchen mit insgesamt 9,5 Millionen Mitgliedern an. Weltweit sind die Lutheraner im Lutherischen Weltbund organisiert. Er wurde 1947 gegründet und zählt inzwischen 148 Mitgliedskirchen in 99 Ländern, denen über 74 Millionen Mitglieder angehören.

Die reformierten Landeskirchen

Nur zwei deutsche Landeskirchen haben einen reformierten Bekenntnisstand:

die Lippische Landeskirche (ca. 175.000 Mitglieder), die evangelisch-reformierte Kirche (ca. 180.000 Mitglieder) – die einzige Landeskirche der EKD, die nicht über ein geschlossenes Gebiet verfügt.

Weltweit gibt es allerdings mehr reformierte Christen als Lutheraner, die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen umfasst knapp 100 Millionen Mitglieder.

Die reformierten (Landes-)Kirchen gehen auf das Wirken von Zwingli und Calvin in der Schweiz zurück. Zum offiziellen Bruch zwischen Zwingli und Luther kam es über das rechte Verständnis des Abendmahls. Während Luther an der Realpräsenz Christi in Brot und Wein festhielt (wenngleich in Abgrenzung vom römisch-katholischen Verständnis), lehnte Zwingli diese ab und wollte ein reines Gedächtnismahl feiern. Ein weiteres charakteristisches Merkmal reformierter Theologie ist die von Calvin hervorgehobene Prädestinationslehre.

Wie beim Abendmahl ist in der gesamten gottesdienstlichen Praxis der Bruch mit der katholischen Tradition unter Reformierten weitaus stärker als im Luthertum. Reformierte Kirchenräume sind auffallend schlicht gehalten, auf Kirchenschmuck jeglicher Art wird verzichtet, das alttestamentliche Bilderverbort gilt hierbei als maßgeblich. Auch einen Altar findet man in reformierten Kirchen gewöhnlich nicht. Die Predigt steht, wie bei allen evangelischen Konfessionen, im Mittelpunkt des Gottesdienstes, wird allerdings durch den Wegfall nahezu aller übrigen Elemente nochmals besonders hervorgehoben. Die reformierte Predigtkultur ist darüber hinaus stärker intellektualistisch geprägt und spricht den Hörer vor allem über dessen Verstand an.

Die unierten Landeskirchen

Im Jahre 1817, anlässlich des 300. Jubiläums der Reformation, erließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. einen Aufruf zur Vereinigung der reformierten und lutherischen Gemeinden in seinem Reich. Im Jahre 1821 entstand die (unierte) Evangelische Kirche in Preußen. Da es sich jedoch um eine von oben verordnete Union handelte, kam es nie zu theologischen Einigungsgesprächen und somit auch nie zu einem gemeinsamen Bekenntnis. Die meisten Gemeinden behielten daher ihre konfessionelle Prägung bei, ein uniertes Bewusstsein kam kaum auf. Aufgrund dieser historischen Entwicklung befinden sich noch heute die meisten unierten Landeskirchen auf ehemals preußischem Gebiet. Allerdings gab es auch Unionen ‚von unten‘, etwa in der Pfalz und in Baden.

Die 2003 gegründete Union Evangelischer Kirchen (UEK) fungiert als Dachverband der 12 unierten Landeskirchen und bildet den größten landeskirchlichen Zusammenschluss innerhalb der EKD.