8.1.3. Neuapostolische Kirche

Die Anfänge der Neuapostolischen Kirche (NAK) gehen auf die amerikanische Erweckungsbewegung zurück, doch erfolgte die eigentliche Gründung der heutigen Organisation in Hamburg im Jahre 1863. Bis heute stammt ein Großteil des Leitungspersonals sowie der Finanzierung aus Deutschland, obwohl mittlerweile etwa 80% der Mitglieder in Afrika leben. Insgesamt hat die NAK über 10 Millionen Mitglieder, in Deutschland etwa 350.000.

 

Ähnlich wie die Mormonen sieht sich die NAK als Wiederherstellung der Urkirche und vertritt dementsprechend einen gewissen Exklusivitätsanspruch. In jüngerer Zeit sucht sie jedoch, anders als die beiden anderen hier genannten Gruppen, verstärkt nach Anerkennung durch die ökumenische Gemeinschaft. Einige Sonderlehren werden allerdings nach wie vor kritisch gesehen. Hierzu gehört insbesondere die Bedeutung des Apostelamtes, das im Zentrum neuapostolischer Theologie steht und der Kirche zugleich ihren Namen verleiht. Anhänger der NAK sehen das urchristliche Apostelamt in ihrer Kirche wiederhergestellt. Gegenwärtige Apostel sind demnach den biblischen Aposteln gleichgestellt und heilsnotwendig, um die Gemeinde auf die Wiederkunft Christi, die in naher Zukunft erwartet wird, vorzubereiten. Die „Versiegelung“ durch einen Apostel wird neben Taufe und Abendmahl als drittes Sakrament angesehen. Nur, wer durch einen Apostel „versiegelt“ ist, darf sich seines Heils sicher sein. Ferner verfügen die heutigen Apostel über Wissen, das den ursprünglichen Apostel noch unbekannt war. Hierzu heißt es im Katechismus der NAK:

„Darüber hinaus vermittelt der Heilige Geist dem Apostolat neue Einsichten über Gottes Wirken und seinen Heilsplan, die in der Heiligen Schrift zwar angedeutet, aber noch nicht vollständig enthüllt sind. Als wichtiges Beispiel dafür ist die Lehre von der Heilsvermittlung für Entschlafene zu nennen.“

 

Über die „Heilsvermittlung für Entschlafene“ (auch hier eine Parallele zu den Mormomen) heißt es:

„Den Auftrag Jesu, das Evangelium zu verkündigen, die Sünden zu vergeben und die Sakramente zu spenden, erfüllen die Apostel an Lebenden wie an Toten. Sie handeln an Christi statt und in seinem Namen. Wie Jesus Christus sein Opfer auf Erden brachte, so geschieht auch Heilsvermittlung durch die Apostel auf Erden. Da Sakramente stets eine sichtbare Seite haben, können sie auch nur im Bereich des Sichtbaren vollzogen werden. Die Wirkung der Sakramente als wesentliche Elemente der Heilsvermittlung ist für Lebende und Tote gleich.

Die Spendung der Heiligen Wassertaufe, der Heiligen Versiegelung und des Heiligen Abendmahls für Entschlafene geschieht, indem die jeweilige sichtbare Handlung an Lebenden vorgenommen wird. Die Heilswirkung kommt hierbei nicht den Lebenden, sondern einzig den Entschlafenen zugute.“