Als Geburtsstunde der ökumenischen Bewegung gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh (1910). Allerdings war diese Konferenz eine rein protestantische Veranstaltung, Vertreter der römisch-katholischen oder der orthodoxen Kirche waren nicht eingeladen worden. Für die Protestanten, die sich ja bereits einige Jahrzehnte zuvor in der Allianz zusammengefunden hatten (s.o.), bedeutete dieses Treffen einen gewaltigen Aufbruch. Zugleich unterstreicht es, dass die Mission im Herzen der ökumenischen Bewegung steht. Es galt, Hindernisse im gemeinsamen Zeugnis für die Welt aus dem Weg zu räumen.
Im Anschluss an die Konferenz entstanden zwei neue Bewegungen, aus denen später der ökumenische Rat der Kirchen entstehen sollte. Die Bewegung für praktisches Christentum (Life and Work) setzte ihren Schwerpunkt auf die Zusammenarbeit unterschiedlicher Kirchen für eine soziale Verbesserung der Gesellschaft. 1925 fand in Stockholm die Weltkonferenz für praktisches Christentum statt, unter Leitung des schwedischen Erzbischofs Nathan Söderblom (1866-1931), der 1930 für seine Arbeit den Friedensnobelpreis erhielt. Gleichsam als theologisches Pendant zu dieser Bewegung entstand die Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung, die 1948 als „Kommission für Glauben und Kirchenverfassung“ in den ÖRK integriert wurde.