4.1.2 Das Reich Gottes

Die Predigt vom „Reich Gottes“, das eindeutig im Zentrum der Verkündigung Jesu steht, trägt trotz ihrer teils verworrenen Vielschichtigkeit eindeutige Parallelen zur Ankündigung des Tags des Herrn im Alten Testament. Bereits der Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu zeugt davon: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15) Die Aufforderung zur Buße angesichts des nahenden Gottesreiches kann schwerlich anders verstanden werden, als dass Gott bald Gericht halten wird und den Menschen eine letzte Möglichkeit zur Umkehr einräumt. Als Jesus das Himmelreich[1] mit einem Acker vergleicht, erläutert er anschließend: „Der Acker ist die Welt. Der gute Same, das sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen. Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle Ärgernisse und die, die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ (Matthäus 13,38-43) Gleich darauf spricht er: „Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing. Als es voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, setzten sich und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die schlechten warfen sie weg. So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird sein Heulen und Zähneklappern.“

In den sogenannten ‚Endzeitreden‘ (Matthäus 24-25) beschreibt Jesus das kommenden Gericht dann schließlich ganz konkret: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Stämme der Erde und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit […] Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern. Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sich setzen auf den Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“

[1] Matthäus spricht, anders als Markus und Lukas, vom ‚Himmelreich‘ anstelle von ‚Gottesreich‘. Gemeint ist aber dasselbe.