4.1.1 Der Tag des Herrn

Im Alten Testament wird das drohende Gericht vor allem bei den Propheten thematisiert. Sie sprechen vom „Tag des Herrn“, der ein Tag des Gerichts sein wird. Die Wortwahl ist dabei zumeist äußert drastisch, es wird von erschütternder Zerstörung gesprochen, oft in militärischen Bildern. Als Beispiel seien hier einige Abschnitt aus dem Buch Joel zitiert, das sich fast ausschließlich mit dem Gerichtstag befasst:

„Weh, was für ein Tag! Denn der Tag des HERRN ist nahe; er kommt mit der Allgewalt des Allmächtigen […] Auf dem Zion stoßt in das Horn, schlagt Lärm auf meinem heiligen Berg! Alle Bewohner des Landes sollen zittern; denn es kommt der Tag des HERRN, ja, er ist nahe, ein Tag des Dunkels und der Finsternis, ein Tag der Wolken und Wetter. Wie das Morgenrot, das sich über die Berge hinbreitet, kommt ein Volk, zahlreich und gewaltig groß, wie es vor ihm noch nie eines gab und nach ihm keines mehr geben wird bis zu den fernsten Geschlechtern. Vor ihm her fressendes Feuer, hinter ihm lodernde Flammen; vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, hinter ihm schaurige Wüste – da gibt es keine Rettung. Wie Rosse sehen sie aus, wie Reiter stürmen sie dahin. Wie rasselnde Streitwagen springen sie über die Kuppen der Berge, wie eine prasselnde Feuerflamme, die die Stoppeln frisst, wie ein mächtiges Heer, gerüstet zur Schlacht. Bei ihrem Anblick winden sich Völker, alle Gesichter glühen vor Angst. Wie Kämpfer stürmen sie dahin, wie Krieger erklettern sie die Mauer. Jeder verfolgt seinen Weg, keiner verlässt seine Bahn. Keiner stößt den andern; Mann für Mann ziehen sie ihre Bahn. Mitten durch die Wurfspeere stürmen sie vor, ihre Reihen nehmen kein Ende. Sie überfallen die Stadt, erstürmen die Mauer, klettern an den Häusern empor, steigen durch die Fenster ein wie ein Dieb. Die Erde zittert vor ihnen, der Himmel erbebt; Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht zurück. Und der HERR lässt vor seinem Heer seine Stimme erschallen; ja, überaus zahlreich ist sein Heer, ja, gewaltig groß ist der Vollstrecker seines Befehls. Ja, groß ist der Tag des HERRN und voll Schrecken. Wer kann ihn ertragen? […] Die Völker sollen aufbrechen und heraufziehen zum Tal Joschafat. Denn dort will ich zu Gericht sitzen über alle Völker ringsum. Schwingt die Sichel; denn die Ernte ist reif. Kommt, tretet die Kelter; denn sie ist voll, die Tröge fließen über. Denn ihre Bosheit ist groß. Getöse und Getümmel herrscht im Tal der Entscheidung; denn der Tag des HERRN ist nahe im Tal der Entscheidung. Sonne und Mond verfinstern sich, die Sterne halten ihr Licht zurück. Der HERR brüllt vom Zion her, aus Jerusalem lässt er seine Stimme erschallen, sodass Himmel und Erde erbeben. Doch für sein Volk ist der HERR eine Zuflucht, er ist eine Burg für Israels Söhne.“ (Einheitsübersetzung)