3.1.4 Die sieben Todsünden

Auf Papst Gregor den Großen (ca. 540 – 604) geht der wohl geistesgeschichtlich einflussreichste Sündenkatalog zurück, die Liste der sogenannten sieben Todsünden. Der Begriff ist zwar irreführend und wurde auch von Gregor nicht gebraucht, hat sich aber tief in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannt. Sie gehören bis heute zum Katechismus der Katholischen Kirche.

Dabei enthält die Liste keine Sünden im Sinne von verwerflichen Handlungen, sondern vielmehr Charakterschwächen. Diese bilden Grundgefährdungen und sind oft Wurzel sündhafter Handlungen, weshalb sie vielleicht zutreffender als Wurzelsünden bezeichnet werden könnten.

Nur für die ersten beiden erfolgt hier eine kurze Umschreibung, für die übrigen können in den Übungen eigene formuliert werden.

 

  1. Hochmut

Hochmut ist die Ursünde des Menschen. Der Wunsch mehr zu sein, als man in Wirklichkeit ist, brachte den Menschen vom Beginn ihrer Geschichte an nichts als Unheil. Adam und Eva essen vom Baum der Erkenntnis, weil sie wie Gott sein wollen. In Babylon versuchen die Menschen, einen Turm bis in den Himmel zu bauen, wofür sie von Gott mit der Sprachverwirrung gestraft werden. Jesus warnt seine Jünger nachdrücklich: „Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Paulus schließlich erklärt das Rühmen der eigenen Person zum Inbegriff der Sünde (s.o.)

 

  1. Gier/Geiz

Bei dieser Sünde wird oft diskutiert, ob nun Gier oder Geiz der zutreffende Begriff ist. Dabei sind beide Charakterzüge aufs Engste verwandt. Die Gier nach Reichtum führt selten zu Freigiebigkeit gegenüber anderen. Entsprechend finden wir im Timotheusbrief die Aussage: „Ein großer Gewinn aber ist die Frömmigkeit zusammen mit Genügsamkeit. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum können wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns damit begnügen. Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.“

  1. Neid
  2. Zorn
  3. Völlerei
  4. Wollust
  5. Trägheit