3.1.3 Paulus

Ähnlich wie Jesus neigt auch der Apostel Paulus dazu, das Wesentliche zu betonen und die Gebote entsprechend zusammenzufassen:

Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. (Röm. 13,10)

Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal. 6,2)

Dennoch kommt es in den Briefen des Paulus mehrmals zu Auflistungen besonders schwerer Vergehen, die mit dem Reiche Gottes nicht vereinbar sind:

Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben. (1. Kor. 6,9-10).

Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. (Gal. 5,19-21)

Die Rede von den „Werken des Fleisches“ hat im Laufe der Theologiegeschichte immer wieder zu der falschen Annahme geführt, Paulus wolle hier alles körperliche abwerten und die Idealvorstellung des Menschen als reinem Geistwesen propagieren. Eben das war der Irrtum der Gnostiker, mit denen Paulus allerdings nichts gemein hat. Bereits einige der konkret genannten Sünden wie Götzendienst, Spaltungen oder Missgunst, die nichts mit körperlicher Tätigkeit zu tun haben, belegen, dass es dem Apostel um etwas anderes geht. Im Römerbrief erläutert er: „Es ergibt sich also, dass ich mit meiner Vernunft dem Gesetz Gottes diene, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde.“ Wer fleischlich lebt, ist der Sünde untertan und orientiert sich nicht am Willen Gottes, sondern an seinen eigenen Wünschen. Die Formulierung „und ähnliches mehr“ verdeutlich überdies, dass hier kein erschöpfender Sündenkatalog geboten wird, sondern lediglich einige Beispiele für fleischliches Leben und Denken.